Dazugehören und sich abgrenzen sind grundlegende Themen in unserem Leben. Wir Menschen kommen auf die Welt und sind von Anfang an auf Bezugspersonen angewiesen. Zugehörigkeit und stabile Beziehungen die uns tragen, uns unsere Grenzen zeigen, helfen uns, die Orientierung zu finden und uns möglichst angstfrei auf den Weg zu machen, die Welt zu erkunden. Innerhalb der vorgegebenen Grenzen fühlen wir uns sicher, haben aber auch immer wieder die Möglichkeit, einen Schritt darüber hinaus zu wagen, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Wir entdecken wer wir sind, lernen Nähe und Distanz zu leben. Diese Erfahrungen sind für die individuelle Entwicklung wichtig, sind jedoch auch mit Emotionen von Glück und Schmerz verbunden.
Sich mit seinen Grenzen auseinandersetzen, diese (wieder-)entdecken, spüren und sich danach ausrichten, kann eine neue Lebensqualität geben, Beziehungen in ein neues Licht rücken. Energie kann anders genutzt werden, da ein Abwehren von Grenzüberschreitungen sich minimiert. Eine Entspannung in Körper und Seele kann stattfinden und die dadurch entstehende positive Energie kann zu einer Weiterentwicklung verhelfen.
Grenzen setzen ist immer auch ein Ausdruck seiner Liebe und Achtung zu sich selbst. Sich selber Lieben beginnt da, wo wir im Einklang mit uns sind und uns mit unserer Begrenztheit versöhnen.
Nicht jeder kennt seine Grenzen, vielen fällt es schwer, dazu zu stehen, diese selber einzuhalten. Die Angst vor Ausgrenzung, das Bedürfnis nach Sicherheit und Anerkennung, aber auch Glaubenssätze, Innere Antreiber können uns daran hindern. Aber auch Menschen, die ein Trauma erlitten haben, leiden unter den Folgen der massiven Grenzüberschreitung.
Wer seine Grenzen kennen will, muss sich erst einmal erlauben, diese zu haben sowie zu respektieren, auch wenn sie nicht an der gleichen Stelle verläuft, wie bei anderen Menschen.
Ebenso lohnt es sich, einmal genau hinzuschauen, welches die ureigenen sind, die uns unser Körper, unsere Entwicklung und unsere Werte vorgeben und welches diejenigen sind, die uns durch Fremdeinfluss anerzogen wurden.
Wollen wir Grenzen erkennen und respektieren, so lohnt es sich folgende Punkte genauer anzuschauen:
Gefühle beachten / Achtsam mit sich umgehen
Sich selbst Grenzen zugestehen
Seine Bedürfnisse kennen
Seine Werte erkennen und die Werte anderer schätzen lernen
Akzeptieren das wir begrenzte Wesen sind, Grenzen bewusstmachen
Nein sagen lernen
Lernen mit Konflikten umzugehen
Grenzen zu setzen ist ein lebenslanger Prozess, der immer wieder neu überdacht und den jeweiligen Lebensphasen und –situationen angepasst werden muss. Es heisst, Stellung zu beziehen, einen klaren Standpunkt zu haben, diese zu vertreten mit der nötigen Konsequenz, dem eigenen Mut. Es bedeutet aber auch, andere Grenzen zu achten und mit dem nötigen Respekt zu behandeln. Es ist ein stetes auseinandersetzen mit sich selbst und den Menschen, mit denen man in Beziehung ist oder eingeht.
Durch das Einhalten der eigenen Grenzen schafft man sich seine eigene Sicherheit, Vertrauen in sich und man gibt damit klare Orientierungspunkte an sein Gegenüber. Grenzen geben uns Halt und Sicherheit, bauen ein verlässliches Koordinatensystem auf, in dem man sich für eine Zeitlang zurechtfinden kann. Von Zeit zu Zeit sollten dieses jedoch überdacht werden, um sich weiterentwickeln zu können.
Fehlende Grenzen verunsichern. Eigenständigkeit, Autonomie, Selbstwertgefühl, sowie emotionale und soziale Zugehörigkeit können nicht gelebt werden, wir fühlen uns orientierungs- und haltlos. Wir setzen uns selber immer mehr unter Druck, noch mehr leisten zu müssen, noch besser zu sein. Grenzen setzen bedeutet ein hohes Mass an Beziehungsarbeit, welche ein gutes Nähe-Distanzverhältnis und eine hohe Empathiefähigkeit beinhaltet.
Fazit:
Sich abgrenzen und trotzdem offen zu bleiben gelingt auch ohne eine Maurer zu bauen. Die Kunst dabei ist, sich selber wahrzunehmen und innerlich ein wenig auf Distanz zu gehen. Mit der für sich optimalen inneren Distanz kann man in Kontakt bleiben und gezielt agieren, statt aus alten Schutzmustern zu reagieren.
Die Kunst der Abgrenzung besteht darin, seinem Umfeld die Zeit zu geben sich mit den Veränderungen zu arrangieren und dieses Warten auszuhalten.
Eine Grenze ziehen bedeutet keine Nein zu seinem Gegenüber, aber ein klares Ja zu sich selber, ein klares Ja, sich selber zu lieben und sich und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen! Wir alle sind wertvoll, jeder mit seiner eigenen Individualität, seiner Einzigartigkeit. Sich ernst nehmen und sich den eigenen Wert zuzugestehen, jedoch auch ein gewisses Mass an Grosszügigkeit und Verständnis aufbringen dafür, dass die Menschen die unseren Weg mit uns gehen, ihre eigenen Grenzen haben, hilft uns ein freieres Leben zu führen.
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